Wie war der Entstehungsprozess, wie sind Idee und Konzept zum ersten strike a pose Festival entstanden?
In unseren mittlerweile dreizehn Jahren als Initiator:innen der DC Open stießen wir immer wieder auf kreative Schnittstellen von zeitgenössischer Kunst und Mode. Nachdem wir schließlich in einem Projekt von CREATIVE.NRW die konkrete Idee einer Kooperation zwischen Mode- und Kunstschaffenden hatten, entwickelte Jonas Klingenstein das Konzept für TNRWDI (The NRW Design Issue), das uns als finale Inspiration für die Durchführung dieses Projektes diente. „Kunst und Mode sind traditionell zwei Stärken des Rheinlands, gebündelt könnten sie ganz neue Energien freisetzen“, heißt es im Vorwort von Sebastian Frenzel im Programmmagazin. Wie kann diese Bündelung gelingen? Auf welche Energien dürfen sich die Besucher:innen besonders freuen? Wir sehen viel Potenzial in einem disziplinübergreifenden Ansatz und einem Eventwochenende mit Modenschau, Galerienrundgang, Symposium und Talks. Dabei sind uns die Vernetzung verschiedener Teilbranchen und das Generieren eines Bewusstseins für regionaleres und nachhaltigeres Handeln besondere Anliegen.
Die Energie wird sich vor allem durch die interdisziplinäre Bündelung kreativer Gedanken von Akteur:innen aus Kunst- und Modewelt entfalten. Diese Überschneidung zweier ohnehin schon sehr freier und schöpferischer Branchen ermöglicht einen neuen Austausch und die Entstehung neuer Blickwinkel auf beiden Seiten. Das Feedback der beteiligten Künstler:innen und Designer:innen bestätigt dies – die Arbeit für das Festival hat so bereits bei vielen Teilnehmer:innen als neue Inspirationsquelle für weitere spannende Projekte dienen können.
In Düsseldorf sind Kunst und Mode seit jeher tief verwurzelt. Ist die Stadt der ideale Ort für ein derartiges Format?
Die Modestadt Düsseldorf haben wir bewusst als Festivalzentrum gewählt, da rund 3.000 Unternehmen der Branche einen Umsatz von 8,2 Prozent der gesamten Düsseldorfer Wirtschaftsleistung erzielen. Bei strike a pose jedoch soll der Fokus von den Big Playern weg vor allem auf kleinere, regionale Unternehmen aus NRW gelegt werden, um einen branchenübergreifenden Austausch und eine Plattform für die Vorstellung kreativer Ideen und Designs bieten zu können. Besonders in Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Lage als Folge der Auflagen und Restriktionen der COVID-19-Pandemie scheint es uns umso relevanter, auf die wirtschaftliche Bedeutung regional und nachhaltig agierender Unternehmen hinzuweisen und so den ökonomischen Standpunkt der Stadt Düsseldorf und des Rheinlands zu festigen.
strike a pose findet sowohl im und am renommierten Museum K21 als auch in zahlreichen Galerien statt. Haben Sie bewusst auf die Einbindung von Fashion Stores, Modeateliers o.ä. als weiteren Orten des Geschehens verzichtet?
Wir haben bewusst auf eine Einbindung großer Akteur:innen verzichtet, da der Fokus des Festivals auf regionalen, aufstrebenden und zudem nachhaltig agierenden Labels liegen soll. Wichtig ist uns vor allem, dass beteiligte Unternehmen und Labels Wert auf Fairness legen, sowohl in ihren Produktionsbedingungen als auch unter ökologischen Gesichtspunkten. Dabei musste im Rahmen der ersten Ausgabe des Festivals natürlich eine erste Selektion erfolgen. Für die kommenden Ausgaben können wir uns durchaus vorstellen, verschiedene Programmpunkte auch in Mode- und/oder Künstlerateliers zu verlagern – da sind wir natürlich offen für neue Ideen und Input.
Alle am Festival beteiligten Modedesigner:innen sind unabhängige Unternehmer:innen. Dadurch können sie den konventionellen Produktionszyklen der Industrie entkommen, auf faire Arbeitsbedingungen, umweltschonende Materialien und kurze Lieferketten achten. Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei strike a pose?
Das Thema Fair Fashion ist uns neben der Förderung regionaler Unternehmen das größte Anliegen. In der Auswahl der Teilnehmer:innen wurde vorab darauf geachtet, dass die oben genannten Punkte, wie bspw. die Auswahl der Materialien und das Ermöglichen fairer Arbeitsbedingungen, erfüllt werden und ein Trend in Richtung Slow Fashion erkennbar ist. Da dieses Thema wahnsinnig komplex ist, haben wir ein Symposium mit dem Titel „The New Normal: Green Fashion Symposium“ organisiert, das sich genau diesen – oft recht schwierigen – Fragen widmen wird. In diesem Rahmen sollen sowohl Teilnehmer:innen des Festivals als auch externe Expert:innen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen, sich gegenseitig Fragen zu stellen und letztendlich Antworten auf die Frage zu finden, wie Design, Fashion und Business alternativ und nachhaltig funktionieren können.
Welche Kooperationen und Partnerschaften waren besonders wichtig in der Entstehungsgeschichte des Festivals? Inwiefern trägt so ein Format auch zur Vernetzung der Branche und ihrer Akteur:innen bei?
Besonders wichtig waren uns bei diesem Projekt die Einbindung der lokalen Kunstszene und die Überführung der Modeprojekte in die Galerien. Da sich ohnehin oft Überschneidungen erkennen ließen, war dieser Schritt für uns die logische Konsequenz der bisherigen Galerierundgänge. Das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen ist Hauptförderer der ersten Ausgabe von strike a pose und initiiert somit die Stärkung des Kunst- und Modestandortes NRW. Weitere wichtige Partner sind CREATIVE.NRW, dessen Team uns mit wichtigen Kontakten aus der Modeszene vernetzt hat. Darüber hinaus haben es unser Destinationspartner urbanana sowie die Kooperationspartnerschaft mit der Düsseldorfer Wirtschaftsförderung ermöglicht, strike a pose bestmöglich auszurichten und Synergien zu entfalten.
Wie sind die Perspektiven für die Zukunft des Festivals? Gibt es bereits Visionen über das Jahr 2021 hinaus?
Das Festival soll zukünftig in einem jährlichen Turnus stattfinden und auch über den regionalen Rahmen NRWs hinaus interessante Positionen im Spannungsfeld zwischen Mode und Kunst zusammenbringen. Neue Kooperationen auch mit internationalen Partner:innen können so wiederum neue Möglichkeiten der kreativen Zusammenarbeit und neuen Input bieten.
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