Die Musikerin und Copyright-Managerin Dorette Gonschorek arbeitet seit nunmehr 16 Jahren beim Musikverlag und -label ROOF Music in Bochum, dessen Geschäftsfelder Booking, Hörbuch, Management und Literaturmanagement umfassen. Dorette ist dort verantwortlich für alle Belange des Verlags, vom Copyright über Lizenzierungen und Vertragsgestaltung bis zu A&R und der Betreuung der Künstler:innen. Seit vergangenem Jahr leitet Dorette, im Tandem mit Norbert Oberhaus (cologne on pop GmbH), als Geschäftsführerin das im Jahr 2021 neu gegründete PopBoard NRW. Sie engagiert sich außerdem ehrenamtlich für die Stärkung der lokalen und regionalen Popmusik-Szene beim gemeinnützigen Verein Musikbüro Bochum.
Dorette Gonschorek
PopBoard NRW
Nach dem Studium in Göttingen zog es Sie Anfang der Nuller Jahre nach Bochum, wo Sie nun seit fast 20 Jahren zu Hause sind. Beschreiben Sie uns kurz Ihren Weg von der Sozialwissenschaft hinein in die Pop- und Kulturszene in Nordrhein-Westfalen.
Mein Herz schlug schon immer für die Musik, während meines Studiums habe ich demzufolge diverse Praktika im kultur- und musikwirtschaftlichen Bereich absolviert. Promotionaktivitäten bei einer Agentur in Hamburg für Ulrich Tukur sorgte für die Verbindung zu ROOF Music in Bochum, dessen damaligem Label, und so folgte dort mein beruflicher Einstieg. Zunächst habe ich in erster Linie Pressearbeit gemacht, bin dann aber in den Verlagsbereich gewechselt.
Im Februar 2021, im Rahmen der digitalen NRW Music Conference, wurde das PopBoard NRW als Institution, die die Interessen aller Akteur:innen der Pop-Landschaft in NRW bündeln und als Schnittstelle zu Politik und Verwaltung fungieren soll, erstmals öffentlich vorgestellt und diskutiert. Wie ist das Projekt entstanden? Welche Gesellschafter:innen haben sich angeschlossen?
Die Idee einer auf Landesebene übergeordnet agierenden Interessenvertretung der Pop-Landschaft schwelte schon seit Jahren in verschiedenen Köpfen. Im Zuge der Corona-Pandemie reifte diese Idee, und durch die NRW Music Conference im Februar 2021 kam noch einmal Schub in die ganze Entwicklung, die zu einem konkreten Gründungsprozess des PopBoard NRW führten. Die Gründungsgesellschafter:innen sind: Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen, Live Initiative NRW (LINA) – Verband der Clubs und Veranstalter in NRW e.V., musicNRWWomen* e.V., PRO MUSIK, Cologne On Pop GmbH, KLUBKOMM, Landesarbeitsgemeinschaft soziokultureller Zentren Nordrhein-Westfalen, Landesarbeitsgemeinschaft Musik Nordrhein-Westfalen.
Sie sind selbst Musikerin, arbeiten viel „an der Basis“ und haben immer schon vor allem die lokale Szene in Bochum unterstützt. Spätestens mit dem Amt der Geschäftsführerin des PopBoard NRW betreten Sie nun die Bühne von überregionaler, bundesweiter Verbandsarbeit und Kulturpolitik. Mit welchen persönlichen Erwartungen gehen Sie die neue Aufgabe an?
Ich habe mit Austausch, Netzwerken und gemeinsamer Arbeit an Projekten ganz überwiegend gute Erfahrungen gemacht. So ist es mir mit anderen Aktiven zusammen immer wieder gelungen, Anstöße zu geben, auch mit unkonventionellen Ideen Bewegung in die lokale und regionale Popmusik-Szene zu bringen und diverse Akteur:innen, aber vor allem die Künstler:innen zu unterstützen. Diese erfolgreiche Arbeit auf Landesebene umzusetzen, mit dem Input einer vielfältigen Gesellschafter:innenstruktur, dem Beirat als Ideengeber und der Möglichkeit, Projekte zu aktuellen Themen und Bedarfen umzusetzen und somit die Popkultur-Szene in NRW in ihrer Gesamtheit sichtbarer zu machen und zu stärken: Das reizt mich und hält mehr Möglichkeiten bereit als die lokal-regionale Arbeit. Unser Ziel ist es unter anderem, einen guten Draht zur Kultur- und Wirtschaftspolitik herzustellen, die große Relevanz der Musik- bzw. Kreativwirtschaft deutlich zu machen, Bedarfe der Szene zu ermitteln und weiterzugeben und daraus folgend die Voraussetzungen und Unterstützungen für den popkulturellen Standort NRW zu verbessern. Der hat neben den offensichtlichen Kreativspots Köln und Düsseldorf so viel Potenzial, welches meiner Ansicht nach unterschätzt wird, da muss man „ran“! Und daran möchte ich mitarbeiten.
Mit welcher Agenda ist das PopBoard NRW ins erste Geschäftsjahr gestartet? Welches sind die dringendsten Aufgaben, wo herrscht die größte Not?
Dadurch, dass wir erst relativ spät in 2021 die erste Förderung des Landes NRW bewilligt bekommen haben, blieb uns im vergangenen Jahr nur ein kleines Zeitfenster für erste konkrete Maßnahmen. Am wichtigsten war uns, über eine Erhebung die Relevanz der Popkultur, im ersten Schritt vor allem der Popmusik, zu verdeutlichen.
2022 haben wir mehr Zeit und uns die Umsetzung einiger Teilprojekte vorgenommen, die auf übergeordneter Landesebene Bedarfe ermitteln, Handlungsempfehlungen geben und Gesprächsgrundlagen bieten, aber auch Künstler:innen konkrete Hilfestellungen geben sollen. In Kürze aufgezählt nehmen wir uns die Themen digitaler Wandel, Diversität und Inklusion sowie Exportstrategien vor, möchten eine Förderzentrale einrichten und vertiefen die Erhebung mit Hilfe einer Studie.
Wie wird sich der Verband in Zukunft finanziell aufstellen, um seine Aufgaben erfüllen zu können?
Das PopBoard NRW ist vom Gedanken her grundsätzlich ein auf Gemeinnützigkeit ausgerichtetes Unternehmen (UG, haftungsbeschränkt), die Ziele sind auf die Unterstützung der popkulturellen Szene in NRW ausgerichtet. Deshalb ist die Förderung durch das Land NRW oder auch Bundesmittel sinnvoll und unumgänglich. Das Land hat und sollte ein großes Interesse haben, die Popmusik-Szene weiterhin zu stärken bzw. diese Förderung insgesamt auch noch auszubauen. Zum einen, weil diese ein großes wirtschaftliches Potenzial birgt, zum anderen, weil Kunst und Kultur in ihrer Vielfalt eine große Bedeutung für Individuen und gesellschaftlichen Zusammenhalt und Diskurs haben.
Am 21. und 22. April findet die c/o pop Convention in Köln statt. In welcher Form wird das PopBoard bei diesem für NRW wichtigen Branchentreff präsent sein?
Da das PopBoard NRW zwischenzeitlich mit allen dazugehörigen Formalitäten gegründet ist und wir über bewilligte Förderungen an konkreten Projekten arbeiten können, wird es nun eine offizielle „Kick Off“-Veranstaltung geben. Wir werden bei einem Panel das PopBoard selbst und die Ergebnisse der kürzlich abgeschlossenen Erhebung vorstellen sowie das Ganze mit einem kleinen Talk umrahmen. Vertreter:innen der Gesellschafter:innen werden ebenfalls vor Ort sein. Zudem findet das zweite Treffen unseres Beirats statt, ich werde in der Runde zum Thema „Diversität in der Popförderung – brauchen wir Mindeststandards?“ und Norbert Oberhaus, der zweite Geschäftsführer, bei „Pop in NRW – Perspektiven in der Kulturpolitik“ vertreten sein. Am 23. April machen wir am frühen Abend noch ein Meet & Talk im Rahmen des Programmstrangs New Talent der c/o Ehrenfeld.