Nach langjähriger Planung eröffnet im Herbst auf dem Kreativ Campus Detmold das neue KreativInstitut.OWL. Als Verbundprojekt der Universität Paderborn, der Hochschule für Musik Detmold und der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe wird es verschiedene kreative Disziplinen vereinen sowie Menschen aus der Kreativwirtschaft und Wissenschaft vernetzen. Prof. Dr. Guido Falkemeier ist Institutsleiter und verantwortlich für die Forschungsinhalte und den Transfer. Leonie Hans übernimmt als Geschäftsführerin die Vernetzung mit den Akteur:innen der Kultur- und Kreativwirtschaft und ist verantwortlich für die Administration.
Prof. Dr. Guido Falkemeier & Leonie Hans
KreativInstitut.OWL
Ostwestfalen-Lippe ist nicht unbedingt als Hotspot der Kreativwirtschaft bekannt. Mit dem KreativInstitut.OWL entsteht dort nun ein nicht nur NRW-, sondern auch bundesweites Leuchtturmprojekt. Wird OWLs Kreativbranche unterschätzt?
Ja – sehr sogar. In OWL sind allerdings keine überregional prominent sichtbaren Player der Kultur- und Kreativwirtschaft ansässig. Bertelsmann SE hat seinen Hauptsitz in OWL, bekannt sind aber die zum Unternehmen gehörenden Tochtergesellschaften wie RTL oder Gruner + Jahr in Köln und Hamburg. Die Kultur- und Kreativwirtschaft der Region ist geprägt durch viele kleine und mittelständische Unternehmen sowie Selbstständige. Gerade für diese Zielgruppe ist der Austausch elementarer Bestandteil, um nachhaltige und zukunftsfähige Geschäftsideen und -modelle zu entwickeln und zu implementieren. Die heterogene Struktur mit den Künstlerinnen und Künstlern der Hochschule für Musik Detmold, des Landestheaters Detmold, den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Campus-OWL-Hochschulen sowie den Kreativschaffenden der Region bildet den Nährboden für innovative Anwendungen des Kreativsektors.
Sie haben sich seit 2018 intensiv für den Ausbau des Kreativ Campus Detmold und den Aufbau des KreativInstitut.OWL eingesetzt. Warum braucht es Ihrer Meinung nach einen solchen Ort?
Langjährige und persönliche Erfahrung! Viele gute Ideen sind in kreativen Gesprächen in der Kneipe oder der Cafeteria entstanden. Einfach weil sich hier Menschen mit verschiedenen Hintergründen zufällig getroffen haben. Genau das ist das Ziel des KreativInstitut.OWL auf dem Kreativ Campus Detmold. Wir schaffen einen Ort, zu dem die Menschen gerne kommen, um sich mit anderen auszutauschen und kreativ zu brainstormen.
„Kreativwirtschaft und Wissenschaft im Dialog für Invention und Innovation.“ Dieser Satz führt die Homepage des KreativInstitut.OWL an. Können Sie uns das Konzept des neuen Instituts näher erläutern?
Klassische Strukturen aufbrechen und Menschen aus ihrer Komfortzone herausholen sind Dinge, die unser Selbstverständnis in der täglichen Arbeit prägen. Die Kommunikationsdesignerin eines mittelständischen Unternehmens probiert die neuesten Technologien im Bereich Virtual und Augmented Reality im KreativInstitut.OWL aus. Durch das Aufeinandertreffen der Beteiligten entstehen so neue Ansätze für den Einsatz dieser Technologien auf völlig anderen Gebieten. Eine zentrale Fragestellung ist dabei aktuell, wie der Einsatz Künstlicher Intelligenz den Bereich Kommunikationsdesign von hier ansässigen Wirtschaftsunternehmen unterstützen kann und neue Perspektiven eröffnet.
Die Forschungsschwerpunkte liegen auf der digitalen Medienproduktion, vor allem Virtual und Augmented Reality, der Musik- und Filminformatik und den Digital Humanities. Wie kann der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in diesen Bereichen in die (kreativ)wirtschaftliche Praxis gelingen? Gibt es bereits konkrete Projekte, von denen Sie berichten können?
Die Kombination der angegebenen Forschungsgebiete ist einmalig und die Herausforderung. Ist Ihnen im Gameplay eines virtuellen Spiels nicht auch schon einmal übel geworden? Wie kommt das? Hier kann eine Kombination aus Bild und Ton Abhilfe schaffen, also eine intensive Kooperation aus digitaler Medienproduktion und Musik- und Filminformatik. Im KreativInstitut.OWL wird erforscht, was unternommen werden muss, um das Unwohlsein der Menschen bei der Nutzung der virtuellen Welten zu minimieren. Ferner entwickeln wir gerade eine Schnittstelle, die es Künstlerinnen und Künstlern ermöglicht, zusätzliche Wearables als Feedbacksensoren in der virtuellen Welt einfach zu verwenden. Damit wird die virtuelle Welt immer realer.
Der Neubau auf dem Kreativ Campus Detmold umfasst 1.044 qm Grundfläche. Welche Möglichkeiten bietet er den Studierenden und Wissenschaftler:innen, und ist er auch offen für andere Kreativschaffende und die Menschen aus der Region?
Das Gebäude wird eine tragende Komponente für Studierende, Wissenschaftler:innen sowie Kultur- und Kreativschaffenden auf dem Kreativ Campus Detmold. Wir verstehen menschliche Kreativität als Schlüssel, neue Technologien zum Wohl der Gesellschaft einzusetzen. Dies erreichen wir durch vielfältige Formen von Veranstaltungen, die regelmäßig im Open Space für alle kreativen Köpfe angeboten werden.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Welchen Effekt sollte das Projekt auf die Kreativwirtschaft in OWL, die Region und darüber hinaus haben?
Dass in der Gesellschaft die Akzeptanz der Arbeit von Kreativschaffenden nachhaltig gestärkt wird und kreativ sein als Schlüsselkompetenz anerkannt wird. Die (Mit)Wirkung von Kreativen bei der Diskussion von scheinbar rein technischen Sachverhalten führt zu Innovation und Invention.