Sabine Bergs ist ein Kind des Rheinischen Reviers, mit langjähriger Erfahrung im Aufbau, der Expansion und der digitalen Transformation von KMUs. Aktuell ist sie mit dem Aufbau des Geschäftsbereiches „Digitale Werkstatt“ bei der 3Win Maschinenbau GmbH betraut. Meike Jungbluth ist Geschäftsführerin der mittelständischen Roskopf Unternehmensgruppe, die 1957 in Aachen gegründet wurde und im Rheinischen Revier verwurzelt ist. Die Transformation der Unternehmensgruppe in neue Geschäftsbereiche und Märkte sowie der damit einhergehende Kulturwandel ist eine ihrer aktuellen Aufgaben. Mit ihren beiden Unternehmen sind Sabine Bergs und Meike Jungbluth Gründungsmitglieder des Vereins Mine ReWir und stellen im Rahmen der creative.challenges 2024 eine Herausforderung zum Thema Fachkräftesicherung.
Sabine Bergs & Meike Jungbluth
3WIN Maschinenbau GmbH // Roskopf Unternehmensgruppe
Sie sind mit Ihren beiden Unternehmen challenge-Geberinnen der creative.challenges 2024? Warum haben Sie diese Herausforderung gemeinsam eingereicht, und worum geht es genau?
Die Roskopf Unternehmensgruppe und die 3WIN Maschinenbau GmbH sind Gründungsmitglieder des Vereins Mine ReWIR und über ihre Geschäftsführerinnen, die beide im Vorstand von Mine ReWIR vertreten sind, eng miteinander verbunden. Sie haben – u.a. durch die eigene Betroffenheit – erkannt, dass zahlreiche Unternehmen im Rheinischen Revier vor der Herausforderung stehen, Strategien zur Sicherung und Entwicklung ihrer Mitarbeitenden zu entwickeln: eine Grundvoraussetzung, um den notwendigen Transformationen zu begegnen und die Wettbewerbsfähigkeit der Region langfristig zu sichern. Die Verbundenheit zur Region und das Ziel, den Strukturwandel im Rheinischen Revier aktiv zu gestalten, verbindet die beiden Unternehmen.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen generell bei der Fachkräftesicherung, insbesondere in Bezug auf den Strukturwandel und die digitale Transformation im Rheinischen Revier?
Im Rheinischen Revier gibt es zahlreiche Bildungsanbieter, deren Programme jedoch stark inhaltlich und qualitativ variieren. Es fehlt an einer klaren Struktur und einer gezielten Ansprache, die Unternehmen verdeutlicht, wie wichtig die Qualifizierung der Mitarbeitenden ist. Gleichzeitig besteht oft nur wenig Motivation bei den Fach- und Hilfsarbeiter:innen, sich in die notwendigen Veränderungsprozesse einzubringen. Trotz punktueller Initiativen von Bund und Ländern wird die Notwendigkeit der Weiterbildung oft vernachlässigt, da viele Unternehmen aufgrund der aktuellen Auftragslage nicht bereit sind, sich der dringend notwendigen Innovation zu stellen.
Im Rahmen der creative.challenges werden sich zwei interdisziplinär besetzte Kreativteams der Lösung Ihrer besonderen Herausforderung annehmen. Warum haben Sie sich dazu entschieden, an diesem Format teilzunehmen und Kreative in den Prozess mit einzubeziehen? Was erhoffen Sie sich von den Lösungen?
Unsere Stärke, dass wir in der Region verankert und im Fall von Roskopf vom Strukturwandel betroffen sind, ist auch gleichzeitig unsere Schwäche. Wir sind Teil des Systems und sehen ggf. den Wald vor lauter Bäumen nicht. Auch agieren wir als Maschinenbauunternehmen sehr sachlich, rational und eher weniger kreativ – das liegt in der Natur der Sache. Wir erhoffen uns daher frischen, kreativen Input von außen, so dass wir out of the box denken und fürs Revier neue Lösungsansätze kreieren können.
Sie haben vor zwei Jahren den Verein Mine ReWIR gegründet. Welche Ziele verfolgen Sie mit dieser Initiative?
Mine ReWIR e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, direkt vom Kohleausstieg betroffene Revierzulieferer und -dienstleister im Rheinischen Revier zusammenzubringen und mit weiteren Unternehmen, Institutionen, Wissensträgern und Kommunen innerhalb der Region zu vernetzen, um gemeinsam neue Innovations- und Geschäftsfelder zu erschließen und den Strukturwandel proaktiv zu gestalten.
Mine ReWIR ist getragen von der Vision, dass die bei den Zulieferern und Dienstleistern der Braunkohlenindustrie vorhandenen vielfältigen und über Jahre und Jahrzehnte gewachsenen Kompetenzen einen wichtigen Beitrag zum gelingenden Strukturwandel leisten können, anstatt im Zuge des Strukturwandels eine Entwertung zu erfahren.
Wie stellen Sie sich die Zukunft des Rheinischen Reviers nach dem Kohleausstieg vor? Welche Schritte sind nötig, um den Wandel erfolgreich zu gestalten?
Eine übergeordnete Vision des Rheinischen Reviers nach 2030 existiert unseres Erachtens derzeit nicht. Um den Mitgliedsunternehmen von Mine ReWIR jedoch eine Perspektive auf die Zukunft des Rheinischen Reviers zu bieten, wurden die drei Leitmärkte Energie, Bau und Logistik identifiziert – Märkte, in denen die Kompetenzen der Revierunternehmen unserer Einschätzung nach am besten zum Einsatz kommen können. Um konkrete Potenziale zu ermitteln, wurden Workshops mit Ankerunternehmen aus diesen Leitmärkten veranstaltet. Diese boten den Revierunternehmen die Möglichkeit, gemeinsam Ideen für zukünftige Kooperationen zu entwickeln.
In diesem Wandel unterstützt die Digitale Werkstatt von 3WIN aktiv den Wissenstransfer zwischen Generationen, Fachkräften und der regionalen Wirtschaft. Durch gezielte Programme, die Digitalisierung und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellen, wird so eine ressourcenschonende und zukunftsorientierte Ausbildung etabliert. Die Workshops des Mine-ReWIR-Netzwerks bringen dabei Unternehmen und wissenschaftliche Partner zusammen, um gemeinsam Innovationen zu identifizieren und weiterzuentwickeln. Diese Plattform schafft Raum, um nachhaltige Partnerschaften aufzubauen und zukunftsweisende Geschäftsmodelle zu entwickeln.
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