Vier interdisziplinäre Kreativ-Teams aus Nordrhein-Westfalen haben in der dritten Runde der creative.challenges innovative Lösungen für zwei Herausforderungen von Unternehmen entwickelt, die exemplarisch für zentrale Themen unserer Zeit stehen. Am 27. November 2024 wurden die Ideen bei einer feierlichen Veranstaltung im THE SHIP in Köln gepitcht; eine Jury kürte die beiden Gewinner:innen-Teams. Das von creative.nrw initiierte Format stand in diesem Jahr unter dem Zeichen des Strukturwandels im Rheinischen Revier.
Im Rahmen der creative.challenges 2024 entwickelten je zwei Kreativ-Teams unabhängig voneinander visionäre Lösungsansätze zu den Themen Fachkräftesicherung und Standortentwicklung. Im Rahmen eines zweitägigen Workshops, der am 26. und 27. November 2024 stattfand, wurden kreative Ideen für Unternehmen aus dem Rheinischen Revier erarbeitet, das auf dem Weg ist, eine klimaneutrale Modellregion für Deutschland und Europa zu werden. Ziel ist, dass die Ideen im Anschluss von den Unternehmen umgesetzt werden.
Die kreativen Köpfe lieferten dabei nicht nur neue Perspektiven, sondern auch konkrete Ansätze, wie Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit in dieser Transformationsphase sichern können. Eingereicht wurde die Herausforderung zum Thema Fachkräftesicherung von den Unternehmen 3WIN Maschinenbau GmbH und der Roskopf Unternehmensgruppe, die Herausforderung zum Thema Standortentwicklung lieferte die historische Papierfabrik Zerkall.
NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur bedankte sich per Videobotschaft bei den Unternehmen aus dem Rheinischen Revier für ihren Mut, auch unkonventionelle Wege einzuschlagen, um Herausforderungen zu meistern und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. „Das ist der Spirit, den unser Land braucht. Strukturwandel gelingt im Dialog und durch konstruktive Zusammenarbeit. Genau das haben Sie gezeigt.“ Mit Blick auf die Kreativschaffenden, die sich mit ihren Ideen und Ansätzen eingebracht haben, sagte sie: „Kreativschaffende sind innovativ, denken out of the box, arbeiten lösungsorientiert und nah an den Menschen. Diese Fähigkeiten der Kreativwirtschaft brauchen wir, um die großen Transformationsaufgaben in Nordrhein-Westfalen erfolgreich und nachhaltig zu meistern.“
„Klassischen Wirtschaftsunternehmen fällt es oft nicht leicht, neue Wege zu beschreiten, um sich zukunftsfähig aufzustellen – gerade bei großen Umbrüchen wie aktuell im Rheinischen Revier ist das aber überlebenswichtig. Die Kreativwirtschaft kann Unternehmen genau dabei helfen, indem sie kreative Impulse von außen liefert und völlig Neues anstößt. Um das exemplarisch zu zeigen, bringen wir mit dem Format creative.challenges beide Seiten zusammen – in der Hoffnung, dass noch viele weitere Unternehmen diese Offenheit für ungewöhnliche Lösungen aufbringen“, erklärt Ines Rainer, Projektleitung von creative.nrw.
Am Abend des 27. November präsentierten die Teams ihre Konzepte vor über 100 Gäst:innen sowie einer hochkarätigen Jury. Die beiden besten Ideen wurden je mit einem Preisgeld und einem Award ausgezeichnet. Durch den Abend führte die TV- und Radiomoderatorin Anja Backhaus. Die Veranstaltung fand in einem der modernsten Bürogebäude Deutschlands, dem THE SHIP in Köln, statt.
Die Challenges
Challenge 1 (Fachkräftesicherung): Wie kann eine gemeinsame Strategie zur Sicherung und Entwicklung von Fachkräften aussehen, die Unternehmen und Fachkräfte im Rheinischen Revier adressiert und motiviert sowie den Anforderungen der digitalen Transformation gerecht wird und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Region langfristig sichert?
Diese Challenge wurde von der 3WIN Maschinenbau GmbH und der Roskopf Unternehmensgruppe aus Aachen gestellt.
Team A, bestehend aus Thilo Pantring, Rainer Kunst, Miriam Schmalen und Fabian Seibert, rückte die Perspektive 2030 in den Fokus und will Vorfreude auf den Wandel wecken. Mit einfacher Sprache, unterschiedlichen Kontaktpunkten und multisensorischer Ansprache soll die heterogene Zielgruppe erreicht werden – ein Kalender für das Jahr 2030, ein Mitarbeitenden-Podcast, ein Kinderbuch, das auch Eltern weiterbildet, T-Shirts und ein Weiterbildungs-TÜV-Siegel sind einige der angedachten Maßnahmen.
Team B mit Mona Steinhäußer, Arne Gels, Ramona Swhajor und Catalina Biemans entwickelte die Initiative „Mein ReWIR!“ mit dem Slogan „Bester Player im Revier werden“. Mit Analogien aus dem Fußballbereich will es spielerisch den Teamgeist wecken und die Mitarbeitenden motivieren, sich weiterzuentwickeln, um letztlich ihre eigene Lebensqualität zu sichern.
Die Jury aus Sabine Bergs (3WIN Maschinenbau GmbH), Georg Buß (3WIN Maschinenbau GmbH), Meike Jungbluth (Roskopf Unternehmensgruppe), Ralf Holtkötter (Agentur für Arbeit Brühl), Nelly Kostadinova (BVMW) und Ralf Nähring (dreiform GmbH und dnxt GmbH) zeigte sich vom Konzept von Team B begeistert.
Den Workshop hatte Katharina Leistenschneider moderiert.
Challenge 2 (Standortentwicklung): Wie können wir auf dem Gelände der Papierfabrik Zerkall Kultur- und Kreativwirtschaft langfristig ansiedeln und einen attraktiven öffentlichen Ort schaffen, der auch die Themen Papierproduktion und Zellstoffforschung mit einbezieht?
Dieser Challenge der Papierfabrik Zerkall widmeten sich zwei Kreativ-Teams in Zerkall.
Team A mit Kilian Rullkötter, Anke Didier, Dr. Ruth Prangen und Lutz Zangenberg will aus der Papierfabrik Zerkall eine Kreativfabrik machen. Es will Kreativen Freiräume eröffnen, um gemeinsam mit den Menschen im Dorf ergänzend zur Papierproduktion und zum FaserInnovationsZentrum Zerkall (FIZZ) Neues zu schaffen. Für die Entwicklung in den Bereichen „Wohnen und Leben“ sowie „Natur & Kultur“ will es nur einen Rahmen vorgeben. Ein Papier.Puls.Festival soll als Initialzündung für neue Ideen dienen.
Team B mit Inge Paeßens, Jan Pehoviak, Pauline John und Julja Schneider entwickelte ein konkretes Konzept für die Nutzung der vorhandenen Gebäude. Das Logierhaus soll ein öffentlicher Ort für Personen und Papier werden. Im Kontor soll es um transdisziplinäre Kreation und die Produktion von Zellstofferzeugnissen gehen. Ein Sommercamp soll schon im Jahr 2025 den Urknall für die weitere Entwicklung in Zerkall liefern – Kreative, Forschende und lokale Gruppen sollen den Prozess dann interdisziplinär vorantreiben.
Die Jury aus Kerstin Asher (startklar a + b), Stephan Cranen (Bürgermeister der Gemeinde Hürtgenwald), Elke Hohmann (Zukunftsagentur Rheinisches Revier), Hans-Wilhelm Hambloch (Papierfabrik Zerkall) und Martin Herrndorf (Colabor) gab auch hier Team B den Vorzug.
Den Workshop leitete Eberhard Schächterle.
Foto: Bozica Babic