Wo in NRW lebst du und warum gefällt es dir da?
Düsseldorf. Andere Städte, vor allem die üblichen Verdächtigen, sind wie ein Rauschen, das den (und vor allem meinen) Fokus lähmt. Hier ist die (Sub-)Kultur schön konzentriert. Das schafft Ruhe, um gegen die herrschende visuelle Monotonie zu arbeiten, statt im Event-Terror unterzugehen – was ich auch würde. Die rohe, industrielle und vor allem kunsthistorische Energie der Stadt ist der perfekte Nährboden dafür.
Womit beschäftigst du dich und warum?
Wir lieben den kreativen Missbrauch von Technologie. Wir zwingen Systeme aus ihrer Komfortzone, um zu produzieren, was wir eigentlich lieben: Fehler, digitale, grenzüberschreitende Post-Internet-Arbeiten. Es ist unser Werkzeug gegen die glatte Perfektion und eine kleine Liebeserklärung an die brutale Ästhetik des frühen Internets.
Welche Veranstaltung in NRW sollten wir auf keinen Fall verpassen?
Wir suchen Orte mit Reibung und Dialog. Geht dorthin, wo der Prozess und die Leute dahinter noch sichtbar sind. Madra im WP8, Bilker Bunker, about repetition in Düsseldorf: Das sind Räume abseits der etablierten Zirkel.
Wen sollten wir unbedingt mal kennenlernen?
Nelly Selcho, Denis Sokolowski, Tim Hunkemöller und Tim Kühner. Das ist die chosen family und von außen betrachtet die grotesk.group. Das ist die Familie, mit der diese absurd-radikale Reise momentan bestritten wird, und es sind die Leute, die ich am liebsten bei mir weiß, wenn das Internet zusammenbricht. 🙂
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Das sterile, algorithmische Internet braucht einen verdammt radikalen Bruch. Die KI-Debatte ist zu passiv. Statt über Tools zu reden, müssen wir Systeme aktiv dekonstruieren, sabotieren und instrumentalisieren. Wir brauchen mehr kritischen Dissens und weniger Konsenstheater, um der digitalen Monokultur zu entgehen.
Was du uns oder der Welt schon immer sagen wolltest …
Perfektion ist in meinen Augen die neue Banalität. Jeder kann makellos und Effekthascherei. Die eigentliche Kunst liegt jetzt darin, die unperfekte menschliche Haltung in den Prozess einzuarbeiten. Es geht nicht mehr um die Werkzeuge, sondern um die Essenz der human experience. Das wird ehrlich, direkt, sehr intim und für viele irre schmerzhaft. Aber ich denke, die Tränen müssen rollen – auch meine.
Am 30. Oktober 2025 wird Harald Schaack gemeinsam mit Alain Bieber im Rahmen des Video Days Festival eine Live-Show über Deepfakes präsentieren. Unter dem Titel „True or Fake?“ rät das Publikum, ob virale Clips echt oder KI-generiert sind. Danach wird aufgedeckt, wie diese Deepfakes entstehen, woher sie kommen – und warum sie mehr als nur witzige Netzphänomene sind.
Foto: Harald Schaack
