6. 8. 2024
creative.network

Steffen Hartwig & Dustin Jessen
Das Rezyklat

Vorstellung (Mai 2023)

Worum geht es in eurem Projekt?

Wir haben mit „Das Rezyklat“ eine urbane Werkstatt zum manufaktorischen und experimentellen Kunststoffrecycling in der Essener Nordstadt gegründet. Bei uns wird Kunststoffabfall lokal gesammelt, sortiert, geschreddert und zu neuen Dingen geformt. Diesen Prozess vermitteln wir in regelmäßig stattfinden Workshops bei uns in der Werkstatt, oder wir schlagen mit unseren mobil einsetzbaren Maschinen vor Ort bei Unternehmen und Institutionen auf.

Zu welcher Veränderung in Gesellschaft und/oder Wirtschaft möchtet ihr beitragen?

Wir möchten einerseits darauf aufmerksam machen, dass Kunststoff eine wertvolle Ressource ist, weshalb wir uns auch dem internationalen Precious-Plastic-Netzwerk angeschlossen haben, und zum anderen wollen wir dafür sensibilisieren, dass ein nachhaltiger Umgang mit Materialien ästhetisch herausfordernd sein kann. Wir sind der Meinung, dass in den Debatten um die Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung – es wird viel über Strategien wie Effizienz oder Suffizienz gesprochen –, die Frage der Schönheit viel zu selten gestellt und verhandelt wird.

Was wollt ihr in den nächsten zwölf Monaten als creative.project erreichen?

Wir sind uns bewusst, dass sich unser Projekt nicht ohne weiteres „skalieren“ lässt – wie es heute immer heißt – und dass unsere technischen Verfahren aus industrieller Sicht vollkommen sinnlos erscheinen müssen. Daher konzentrieren wir uns darauf, uns Möglichkeiten zu schaffen, um in Zukunft noch deutlich experimenteller mit dem Material Kunststoff arbeiten zu können. Denn wir sehen in der künstlerischen Erforschung des Materials und in der Vermittlung unserer Erkenntnisse den eigentlichen Wert unserer Arbeit.

 

Was bisher geschah... (Januar 2024)

Was hat sich seit der Auszeichnung als creative.project getan?

Die Auszeichnung als creative.project und die damit einhergehende Aufmerksamkeit haben uns gezeigt, dass wir an Fragen arbeiten, die nicht nur für uns, sondern auch für viele andere Menschen relevant sind. Handwerkliches Kunststoffrecycling im urbanen Raum zu betreiben, ist weder „effizient“ noch sonderlich gut „skalierbar“, wie es in der Start-up-Szene oft heißt. Aber die Qualitäten des gesamten Vorhabens liegen eben woanders – in der experimentellen Verarbeitung von Kunststoff, in der Vermittlung, in der Suche nach Schönheit… Das hat die Jury letztes Jahr auch so gesehen. Wir machen weiter.

An welchen Stellen hilft euch das Mentoring von Arthur & Felix Wystrychowski (Gründer von slow interior OHG, ono mao)?

Wir werden aktuell von den Gründern des Labels ono mao beraten und sind sehr glücklich über den Austausch mit Arthur, Felix und Anna. Unsere Gespräche sind intensiv, und es werden auch mal Punkte angesprochen, die an die Substanz gehen, aber gerade dann wird es interessant und konstruktiv. Die wichtigste Aufgabe, die sich schon jetzt aus dem Austausch ergeben hat, ist jedenfalls, dass wir unser Profil noch klarer herausarbeiten werden und uns nun noch stärker auf die Dinge konzentrieren, die wir wirklich tun möchten. Also, fokussieren und keine Kompromisse!

Welche Pläne habt ihr für die nahe Zukunft?

Ende des Jahres ist eine Ausstellung in Essen geplant, die wir aktuell konzipieren. Dort werden wir nicht bloß zeigen, was wir entworfen und hergestellt haben, sondern auch Positionen von externen Gestalterinnen und Gestaltern präsentieren. Von angewandten Arbeiten aus den Bereichen Produkt- und Grafikdesign über Fotografie und Video bis hin zu freien Arbeiten der Bereiche Skulptur und Malerei sollen diverse Formen der künstlerischen Auseinandersetzung mit Kunststoff dazu beitragen, das Material aus neuen Perspektiven zu betrachten: Kunststoffabfall als Ressource, als Wert- und Werkstoff.

Was für eine Empfehlung würdet ihr zukünftigen Bewerber:innen geben, die überlegen, sich als creative.project zu bewerben?

Traut euch!
Wartet nicht, dass euch die Muse küsst!
Arbeitet aus Routine!
Sagt alles ab, worauf ihr keinen Bock habt!
Stellt große Behauptungen auf!
Baut Utopien!
Seid freundlich!

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